Das Labyrinth,..... als Weg zu uns selbst

Leben ist Bewegung,
Leben ist stete Wandlung
auf dem einen Weg zur Mitte,
Schritt für Schritt
im Labyrinth.


Labyrinthe waren im Lauf der Geschichte immer voller Symbolik. Über Jahrtausende hinweg wurden sie in verschiedenen Kulturen für Pilgereisen und Übergangsriten ins Erwachsenenalter (Initiationsprozesse) genutzt. Sie sind und waren Sinnbild für Tod und Wiedergeburt, für den linearen Lauf der Zeit, kurz für den "Lebensweg".

Das Labyrinth ist ein Erfahrungssymbol. Es kann konstruiert, mit den Fingern gemalt, abgefahren oder abgegangen werden. Am stärksten kann seine Grundbedeutung beim gehen gespürt werden. Man tritt in einen unübersichtlichen Weg ein, muss sich umwenden, wird unsicher, gerät an den Rand und kommt doch in die Mitte.

Ganz unbewusst werden hier grundlegende Lebenserfahrungen empfunden und eingeübt.

• das Labyrinth hat eine überschaubare Struktur, die nicht willkürlich ist
• das Labyrinth ist eine große Welt an kleinstem Ort
• die verschiedensten Menschen können gleichzeitig das Labyrinth begehen
• alle sehen und erleben das Labyrinth aus ihrer Sicht, von ihrem Standpunkt aus
• Wahrnehmung und Sichtweisen verändern sich, die Bewertung ist nicht eindeutig und verändert
   sich auch
• die Struktur bildet die Grenze des durchgehenden Weges
• der Weg hat viele Richtungsänderungen, Kehrtwendungen
• jeder einzelne Umgang ist unterschiedlich und hat seinen eigenen Wert
• jeder Umgang hat seine eigene Distanz nach innen, zur Mitte
• diese Mitte ist der eigentliche Ort der Umkehr, der Weg beginnt neu, er weist nach außen
• jeder Umgang hat seine eigene Distanz nach außen, zur Umwelt
• mit dem Wegcharakter des Hin und Her wechseln die Sichtweisen und Standpunkte
• im Labyrinth sind die Dimensionen des Daseins komplex enthalten

So verschieden die Deutungen auch ausfallen, sie haben etwas gemeinsam, das Labyrinth ein Zeichen der Umwandlung der Veränderung, ein Zeichen der Wende. Jeder Wandel vollzieht sich erst mit dem Verlassen von Vertrautem, mit der Zuwendung zum Unbekannten. Risiko und Chance halten sich die Waage. Veränderung ist ein Wagnis, und sie irritiert, wie das Labyrinth mit seiner widersprüchlichen Weisheit verunsichert. Die paradoxen Wahrheiten des Lebens sind ambivalent. Sie verlangen Auseinandersetzung und Unterscheidung. Unterscheiden aber schafft Klarheit, nicht Verwirrung. Im Labyrinth sind diese paradoxen Wahrheiten sinnlich erfahrbar, fassbarer als es das Nacheinander von Worten sagen kann, denn im Gehen sehend verstehen, das Ganze wahrnehmen, sich erleben in Raum und Zeit, in Schwingung und in Ruhe, im Gleichgewicht zwischen Körper und Geist, das ist so komplex wie ein- und ausatmen und so einfach zugleich. An jeder Zeitwende ruft das Labyrinth sich in Erinnerung als wollte es sich anbieten zur Neuorientierung, zur Besinnung auf uralte Gesetze des Lebens, ein Zeichen der Vielfalt und der Begrenzung.